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Am Zug: Thomas Scheiber, WKÖ -  Obmann Fachverband der Schienenbahnen

Nach siebzehn Jahren an der Spitze des Fachverbands der Schienenbahnen zieht Thomas Scheiber Bilanz. Im Interview spricht er über die Entwicklung des Schienengüterverkehrs in Österreich, zentrale Herausforderungen, Versäumnisse auf europäischer Ebene und seine Wünsche für die Zukunft der Branche.

Herr Dr. Scheiber, Sie waren über Jahrzente eine zentrale Stimme für die Schiene und den Schienengüterverkehr. Was hat sich in dieser Zeit getan?


Wir haben in dieser Zeit viel bewegt – im wahrsten Sinne des Wortes. 
Der Schienengüterverkehr in Österreich ist gewachsen und wettbewerbsfähiger geworden, und auch noch umweltfreundlicher als er ohnehin schon immer war. Österreich ist Bahnland Nummer eins in der EU – beim Personenverkehr sowieso, aber auch im Güterbereich haben wir uns gut entwickelt. Dennoch: Wir könnten viel weiter sein, wenn die Rahmenbedingungen besser wären.

Was waren dabei die größten Fortschritte?

Wir haben es geschafft, den Anteil der Schiene am Güterverkehrsaufkommen in Österreich auf knapp unter 30 % zu halten – das ist im EU-Vergleich beachtlich, um 10% mehr als in Deutschland beispielsweise. Vor allem auch nach den enormen Einbrüchen während und nach der Covid-Pandemie. Auch die Infrastruktur hat sich weiterentwickelt, der Modal Split ist besser als in vielen Nachbarländern. Und: Der Schienengüterverkehr ist heute zu 98 % mit sauberem Strom aus Wasserkraft unterwegs. Ein Güterzug verbraucht nur ein Sechstel der Energie eines Lkw und verursacht 15-mal weniger CO₂ – das sind handfeste Vorteile, auf denen wir weiter aufbauen müssen.

Und wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?

Wir müssen die strukturellen Nachteile der Schiene endlich konsequent abbauen: hohe Trassenpreise, aufwendige Bürokratie, fehlende Harmonisierung im grenzüberschreitenden Verkehr. Die Zahl der Anschlussbahnen ist seit Jahren rückläufig – dabei werden gut die Hälfte des Schienengüterverkehrs in Österreich genau darüber abgewickelt. Ohne gezielte Förderung für den Ausbau dieser Anbindungen verlieren wir den direkten Zugang zu Unternehmen. Und international brauchen wir dringend einheitliche Regeln, Standards und eine Betriebssprache Englisch.

Sie sprechen oft von Europa – warum ist das so entscheidend?

Weil Güterverkehr nicht an Staatsgrenzen endet. Etwa ein Drittel des Schienengüterverkehrs in Österreich ist Transit. Wenn wir ernsthaft verlagern wollen, brauchen wir europäische Lösungen: bei Genehmigungen, beim Trassenmanagement, bei der Technik. Es kann nicht sein, dass Lokführer an jeder Grenze getauscht werden oder Bremsproben mehrere Stunden kosten. Ohne europäische Reformen fahren wir gegen die Wand und werden unser Potenzial im Schienengüterverkehr nie ausschöpfen.

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